Nachdem ich mit einigen Single-Börsianern Mails hin und her getauscht habe, war es letzte Woche so weit: das erste Date stand an. Vorher hatten wir schon einige Male telefoniert und er machte auf mich einen netten Eindruck, wenn er auch intellektuell eher einfach gestrickt war.

Wir verabredeten uns in einem Café, überpünktlich war er bereits eine halbe Stunde vor dem vereinbarten Termin dort.

Schon nach einer halben Stunde tat mir der Nacken vom Nicken weh, meine Ohren hingen in Fransen herab: er redete und redete in einer Tour. Ich bin von Natur aus nicht der gesprächigste Mensch, doch bei ihm hatte ich überhaupt keine Chance zu Wort zu kommen. Irgendwann spürte ich, wie meine Gesichtszüge vom mühsamen Dauerlächeln einzufrieren begannen und überlegte krampfhaft, wie ich die Verabredung beenden könnte, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen. Glücklicherweise klingelte dann sein Handy und er verließ Hals über Kopf das Lokal.

Zwei Tage später schrieb ich ihm eine Mail, dankte für den schönen Abend, meinte jedoch, es würde nicht harmonieren. Zu meiner Erleichterung sah er es genauso - ich sei ein viel zu ruhiger Mensch, damit würde er nicht klar kommen.

Was probiert der moderne Single in Zeiten des Internets? Genau, er trägt sich in den diversen Kontaktbörsen ein.

Die Ausbeute dort ist jedoch eher gering, was mich zu dem Schluss kommen lässt, daß alle brauchbaren Männer a) bereits vergeben b) über keinen Internetzugang verfügen oder c) zu intelligent sind, um sich in einer derartigen Fleischbeschau zu präsentieren.

Am Anfang war ich eher enttäuscht: es kamen so gut wie keine Reaktionen von Männern auf mein Profil - und das obwohl ich nicht unbedingt zu den Hässlichen gehören. Na gut, der Lack ist doch schon teilweise angekratzt oder sogar stellenweise etwas ab, aber immerhin habe ich schon einige Jahre Nutzung hinter mir.

Irgendwann erfuhr ich dann, daß Männer, um Kontakt aufnehmen zu können, in diesen Singlebörsen kräftig zur Kasse gebeten werden. Verständlich also, daß von dieser Seite dann wenig Reaktionen zu erwarten waren.

So blieb mir also nichts anderes übrig, als das Angebot zu studieren und die Objekte meiner Wahl selbst anzuschreiben.